Sebastian Haas

Das sich bildende Dritte

Die bemalten und bearbeiteten Glasscheiben spiegeln so stark, dass sich die Betrachtenden selbst im Bildraum erkennen können. So kann das Gegenüber sich als amorphe Figur im Werk in einem Anderswo erleben. Das Andere des Anderen – das Dritte – wird durch die gegenwärtige Materialität verfestigt.

Art Teaching (MAT), Critical Image Practices (CIP)

sebastianhaas.ch

Die im Fokus stehenden Werke meiner künstlerischen Arbeit sind mit Hinterglasmalerei – d.h. auf der Rückseite von Glasscheiben ausgeführte Malerei – geschaffene Werkserien, die mit Ölfarbe und Sprühlack gefertigt sind. Seit 2016 setze ich mich in meinen Werken mittels einer starken Abstraktion gezielt mit einem figurativen Bezug zur Realität auseinander. Die Pole stelle ich in einem Dialog zu einem Horizont dar. Die reduzierte Darstellungsweise soll dadurch ausgelotet und jene Kippmomente forciert werden, in denen die Betrachtenden plötzlich beginnen, darin konkrete Dinge zu erkennen. Der Horizont dient dazu, einen Verweis in den Raum herzustellen. Durch diese ästhetische Vereinfachung werden verschiedene Gefühlsebenen im persönlichen Empfinden der Betrachtenden angesprochen. Mein Interesse ist es, meine künstlerische Arbeit stetig weiterzuentwickeln und dabei die Rezeptionsdimension der Werke physisch und optisch zu erweitern. Insbesondere versuche ich, eine Verzerrung im Erleben des eigenen Spiegelbildes bei der Werkbetrachtung zu erreichen. Die durch Hitze in alle Dimensionen verformte Glasoberfläche wird zu einer an der Wand platzierten Skulptur. Die Verformung des Glases hat zur Folge, dass durch die Diffraktion eine starke und unvorhersehbare Reflexion des Lichtes auftritt, welche das am Werk spiegelnde Bild stets ab- bzw. weiterlenkt. Bei der Werkbetrachtung entstehen somit sich kontinuierlich verändernde Seh-Bedingungen. Wenn sich der Blickwinkel der Betrachtenden ändert, erscheint auch die transplane Fläche verändert. So entstehen situative und virtuelle Bilder, die als Risse sowie Lücken aufgefasst werden und das rätselhafte Dritte darstellen. Das Gegenüber steht somit in einem Kontinuum mit dem Werk – in einem Zusammenklang.