Emmen hat den grössten Ausländer*innenanteil aller Luzerner Gemeinden, Meierhöfli einen der höchsten der Quartiere in Emmen. Der Diskurs vom «Wir» und den «Anderen», von den «Ausländern» und den «Schweizern» ist dauernd präsent. Doch wer ist überhaupt dieses «Wir», in einer Gesellschaft, in der über 50 Prozent der jüngeren Bevölkerung Migrationshintergrund haben? Es braucht ein neues, vielstimmiges Wir-Gefühl. Mit Audioaufnahmegeräten und Videokameras im Gepäck gingen Nachbar*innen und Schüler*innen auf die Suche nach einer Pluralisierung der Perspektiven im Quartier, wie die Philosophin Carolin Emcke es bezeichnen würde. Innerhalb von drei Monaten sammelten sie in Zusammenarbeit mit dem Kunstschaffenden Christian Fischer und dem interkulturellen Vermittler Aron Kibrom Geschichten rund ums Thema Ankommen und veröffentlichten diese auf einer Website. Darauf aufbauend wurde in einem partizipativen Verfahren mit weiteren Bewohner*innen des Quartiers eine bestmögliche Zukunft imaginiert und diese skizzenhaft mittels performativen Handlungen in die Öffentlichkeit getragen.
Nachbarschaft Utopia ist ein experimenteller Ansatz, der die Fragen nach neuen Gemeinschaften in einer transdisziplinären und transnationalen Kollaboration bearbeitet. Es geht ums Erproben von Dekolonialisierung, Demokratisierung und Selbstermächtigung im Lokalen, in welchem sich globale Herausforderungen widerspiegeln. Nachbarschaft Utopia ist im Feld der – mit Suzanne Lacy gesprochen – New Genre Public Art anzusiedeln, welche die Entwicklung engagierter Bürger*innen ermutigt. Denn wer die eigene Handlungsmacht spürt, glaubt daran, die Zukunft gestalten zu können. Die Arbeit entstand in Zusammenarbeit mit dem nyat forum und der Fachhochschule Nordwestschweiz Soziale Arbeit sowie mit Unterstützung von «Neues Wir», einem Programm der Eidgenössischen Migrationskomission (EKM), und Migros-Kulturprozent.